Typisch Deutsch?
So wohnen die Bundesbürger
Wohnen in Deutschland gilt als Selbstverständlichkeit, die allermeisten Menschen in der Bundesrepublik verfügen über Wohnungsschlüssel und eigene vier Wände. Die insgesamt fast 19 Millionen Wohngebäude in Deutschland beherbergen zusammengefasst gut 41 Millionen Wohnungen. In einer davon wohnen wahrscheinlich auch Sie. Wie aber gestaltet sich die Situation im Durchschnitt und im Detail?
Eigentum oder Mietverhältnis?
Die Statistik zeigt, dass mittlerweile knapp 57 Prozent der Bevölkerung in Mietwohnungen leben. Die Eigentümerquote in Deutschland beträgt demnach 46 Prozent und liegt in den alten Bundesländern deutlich höher als in den neuen. Weiterhin gilt, dass in den Großstädten die Mieter im Verhältnis zu den Eigentümern deutlich häufiger sind als auf dem Land und in Kleinstädten.
Wer mietet, bringt durchschnittlich gut 27 Prozent des Haushaltsaufkommens für die Miete auf und lebt dafür laut Statistik in einer etwa 70 Quadratmeter großen Wohnung. Mehr Platz haben demnach Eigentümer mit im Durchschnitt 122 Quadratmetern. Die meisten Wohnungen in Deutschland verfügen über vier oder mehr Zimmer (65 Prozent) und sind somit familientauglich, 35 Prozent der Wohnung sind mit drei oder weniger Zimmern eher für Kleinfamilien, Paare oder Singles gedacht.
Erkennen Sie sich wieder?
Der Zensus weiß aber auch über manch anderes Detail, welches Sie vielleicht überraschen mag.
Oder wussten Sie bereits, dass:
- fast jede zwanzigste Wohnung leer steht (4,5 Prozent), überwiegend in Ostdeutschland
- immer noch fast ein Prozent der Wohnungen in Deutschland weder über WC noch Dusche verfügen und
- bei zwei Prozent der Wohnungen eine dieser beiden grundsätzlichen Sanitäreinrichtungen fehlt
- 200.000 Wohnungen in der Bundesrepublik keine Heizungseinrichtung haben
- nach wie vor 2,5 Millionen Wohnungen mit Öfen – dazu zählen auch Nachtspeicherheizungen – warm gehalten werden
- Gas mit 57 Prozent die häufigste Heizquelle ist, gefolgt von Fernwärme mit gut 16 Prozent
- in 95 Prozent der deutschen Wohnzimmer eine Couchgarnitur steht
Soweit ist der berühmte Max Mustermann also recht deutlich definiert – auch wenn sich Wohntrends ständig ändern. Diese Infografik zeigt Ihnen wie die Deutschen wohnen – und wie sie wohnen möchten.
Wunsch und Wirklichkeit

Grundriss eines Hauses
Ein Einfamilienhaus – das wünschen sich 29 Prozent der Bürger. Das Reihenhaus ist da mit nur einem Prozent klar nicht mehr im Trend. Überhaupt scheinen die Wünsche und die Realitäten teils doch deutliche Unterschiede aufzuzeigen. Denn Wohnen am Stadtrand (20 Prozent), das Traumhaus am Meer (19 Prozent) oder das Haus am See (18 Prozent) klingen dann doch eher nach Dauerurlaub denn Lebenswahrheit.
Das mag vielleicht damit zusammenhängen, dass 82 Prozent der Deutschen eine barrierefreie Wohnung für wichtig halten, damit die eigenen vier Wände bis ins hohe Alter genutzt werden können. Auf einen Keller wollen 91 Prozent im Eigenheim nicht verzichten – vielleicht, um dort die lebenslang angesammelten Erinnerungsstücke zu verstauen?
Denn bei gewünschten 130 Quadratmeter Wohnfläche sollte der Platz doch genügen, um alles unterzubringen, was so zum täglichen Leben gebraucht wird.
Die Inneneinrichtung als Spiegel der Zeit
Laut Umfragen ändern sich die Vorstellungen davon, was zu einer guten Ausstattung gehört, kontinuierlich. So wollten zuletzt nur noch 58 Prozent der Deutschen auf Kamin und Fußbodenheizung nicht verzichten. Drei Jahre zuvor waren diese Merkmale ein Muss für die Traumwohnung oder -haus bei 70 Prozent der Befragten.
Nur die Einbauküche bleibt bei 81 Prozent der Deutschen unverzichtbar und damit ein Evergreen.
Beim Fußbodenbelag gehen die Meinungen regional auseinander: In München beispielsweise wünschen sich 71 Prozent der Bürger Parkett auf dem Boden, in Stuttgart hingegen nur 41 Prozent, fanden die Meinungsforscher heraus. Große Flure gelten demnach als reine Platzverschwendung und sind „out“, der Balkon oder Terrasse aber „in“, was gut zum Trend nach dem naturverbundenen Leben passt.
Nicht mehr gefragt sind wohl die so genannten „amerikanischen Küchen“, bei denen Küche und Wohnzimmer ineinander übergehen. Denn mehr als die Hälfte der Deutschen (51 Prozent) nutzen das Wohnzimmer nur noch zum Ausruhen und Fernsehen. Drei Viertel der Bundesbürger halten übrigens ein Gäste-WC für unverzichtbar – ein weiteres Beispiel, wie weit Wunsch und Wirklichkeit mitunter auseinanderklaffen.
Das Schlafzimmer wird überwiegend tatsächlich nur zum Schlafen benutzt (85 Prozent), nur wenige bringen in diesem Raum noch einen Arbeitstisch oder eine Ruheecke unter. Im Kommen dürfte das so genannte „Smart Home“ sein, in dem sich per Smartphone und App Lichter, Alarmanlagen, Heizung, Rollladen und sogar Türschlösser fernbedienen lassen. Schon jetzt interessieren sich 27 Prozent der Deutschen für die neuen Möglichkeiten, die das Internet der Dinge in die eigene Wohnung oder Haus bringen. Die Videogegensprechanlage gehört mit 61 Prozent Zustimmung schon zu den etablierten Techniken des 21. Jahrhunderts.
Fazit: In meinem Heim bin ich der König
Das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid vermeldete kürzlich, dass 97 Prozent der Deutschen das Wohnen nach der Gesundheit für das Wichtigste im Leben halten. Jene Bundesbürger also, die vor Jahren noch dafür bekannt waren, Reiseweltmeister zu sein und das eigene Auto über fast alles zu stellen, ziehen sich offenbar in die eigenen vier Wände zurück. Statt Geld und Zeit für Internet, Freundschaften oder Freizeit aufzubringen, konzentriert man sich in der Bundesrepublik derzeit lieber darauf, die Wohnsituation zu verbessern. Dies mag auch ein Hinweis auf die gestiegenen Unsicherheiten der Welt- und Währungspolitik sein – denn ziehen nicht auch Sie sich lieber in das Private zurück, wenn die Situation vor der Tür unübersichtlich erscheint?